zum "Freies Wort"-Beitrag von Detlef Dreßler vom 09.09.2016 im Lokalteil Suhl: "Zwei Drittel sind doch schon abgerissen"
Mit Erstaunen las ich den Artikel von Herrn Dreßler zur Problematik Portalgebäude. Der Artikel beginnt, indem erst einmal eine Bürgerinitiative, die sich auf der Grundlage mehrerer Stadtratsbeschlüsse bewegt, in ihrer Existenzberechtigung in Frage gestellt wird. Mehr noch, ihr wird unterstellt, Geld der Suhler zu verbrennen. Leider ziehen sich durch den Artikel weitere polemische Vorwürfe und Vergleiche, die wenig dazu beitragen, die Diskussion um das Portalgebäude zu versachlichen. Eine Möglichkeit, Argumente zur Versachlichung zu sammeln, war die Veranstaltung am Samstag (10.09.2016) zum Denkmaltag im CCS. Alle Referenten legten überzeugend dar, wie wichtig für eine Stadt ein Archiv ist. Es ist das Gedächtnis der Stadt. Und dass es auch immer wieder ungeliebte Denkmäler geben wird und muss, auch das ist unsere Geschichte. Man muss das Portalgebäude also nicht lieben, um es zu erhalten. Fakt ist, es steht unter Denkmalschutz.
Problematisch finde ich, den heutigen Stadträten Entscheidungen der Vergangenheit anzulasten, da nur noch wenige von ihnen im jetzigen Stadtrat sind. Noch heute stehe ich zur Entscheidung Kino. Im Haus Philharmonie wäre es eine Teilsanierung geblieben und was wäre mit dem Rest des Hauses passiert? Das riesige Dach hätte trotz allem saniert werden müssen. Die Heizung hätte komplett überholt werden müssen. Das beinhaltete nicht das Projekt Kino. Wir haben ein herrliches Kino und der Stadteingang ist ansprechend saniert.
Auch der Friedhof fiel in meine Zeit als Stadtrat: Was würden sie heute tun, wenn sie plötzlich vor der Aufgabe stehen, eine würdige Totenruhe auf einem überfüllten Friedhof zu sichern: die Toten verkaufen? Damals war der Hauptfriedhof nahezu belegt. Dass sich die Einwohnerzahl so schnell zurück entwickelt und die Bestattungskultur (Stelen, Bäume u.a.) sich verändert, war damals nicht abzusehen. Eine spannende Rechnung wäre: Stelengräber mal Tote mal Fläche.
Am Heinrichser Straßenmarkt fehlen die Parkflächen den Suhlern, die mal schnell zum Bäcker oder Fleischer wollen. Ich selbst hatte beim Besuch der VHS (wöchentlich) noch nie ein Problem mit einem Parkplatz und ob die Lösung mehr Parkflächen im Straßenmarkt die bessere wäre? Ich glaube die Heinrichser wollen nicht noch mehr Parkplätze. Da wünschte ich mir schon eher einen funktionierenden Bachlauf.
Und schade, dass der Autor das Atrium für tot erklärt hat, damit ist auch das Fahrzeugmuseum offensichtlich schon beerdigt. Als Fördervereins-Mitglied müsste er es eigentlich besser wissen. Allerdings ein bisschen mehr Werbung täte dem Atrium sicher gut: Ich könnte mir vorstellen, das hin und wieder z.B. der Supra im Atrium steht oder kleine temporäre Ausstellungen des Fahrzeugmuseums das Atrium beleben
Zurück zum Portalgebäude. Die Stadt Suhl sollte endlich die Beschlüsse umsetzen und die leidigen Diskussionen beenden. Es liegt an uns allen, ob das Archiv zur Seele der Stadt zu ihrem Mittelpunkt wird. Dazu gab es bereits viele Leserzuschriften. Das Fahrzeugmuseum, das Waffenmuseum und das Stadtarchiv können ein touristischer Mittelpunkt für Suhl werden. Ein Stadtarchiv gehört nicht an den Stadtrand.
Und zum Schluss sei mir noch eine Bemerkung gestattet. Stellen sie sich das abgerissene Portalgebäude vor. Der Platz der deutschen Einheit verliert sich ins Leere. Es gab vor dem Umbau des Platzes viele Projekte, auch deutlich schönere, die dem Rotstift zum Opfer fielen, aber alle geplant mit dem Portalgebäude. Der Platz würde seinen Halt verlieren und zum fliegenden Teppich mitten in Suhl werden.
Ich wünsche mir ein Zurück zur sachlichen Diskussion und ich freue mich über das große Engagement der Bürgerinitiative zum Erhalt des Portalgebäudes, eine Form, sich auf demokratischer Grundlage für die Heimatstadt zu engagieren. Gitta Wurschi